Schritte zur Verbesserung der Gesundheitsversorgung

Der SPD-Kreisvorstand Waldshut und die SPD-Kreistagsfraktion haben jüngst weitere Schritte zur Verbesserung der medizinischen Versorgung im Landkreis angestoßen. In einem offenen Gespräch am Landratsamt Waldshut mit Landrat Dr. Martin Kistler, Klinikchef Dr. Hans-Peter Schlaudt, der Dezernentin auch für Gesundheit Dr. Corinna Schweizer und Herrn Nils Erley von der Geschäftsstelle der Gesundheitskonferenz blieb kaum ein Thema ausgespart. Es bestand Übereinstimmung bei den Berichten aus Klinikum, Gesundheitsamt und Kreisspitze, dass der Landkreis in den letzten zehn Jahren bereits viele Defizite identifiziert und Handlungsansätze entwickelt habe.
Die Teilnehmenden waren sich einig, dass die Kreisstipendien für die Hebammenausbildung und die Einrichtung medizinischer Studiengänge an der Fachhochschule des Mittelstands (FHM) in Waldshut eine Erfolgsstory seien. Dennoch wolle die SPD im Kreis bei den aktuellen Defiziten der medizinischen Versorgung den Finger in die Wunde legen und neue Schritte anregen, etwa bei der kinderärztlichen Versorgung. Nicht zuletzt habe auch die jüngste Plenarsitzung der Gesundheitskonferenz in Rotzel gezeigt, dass die bisherigen Maßnahmen nicht ausgereichten, das Blatt zu wenden.

Kreisrat und Bürgermeister Alexander Guhl aus Bad Säckingen kritisierte ausdrücklich die Aktivitäten der Kassenärztlichen Vereinigung (KV) im Bezirk Freiburg. Sie habe die kritische Lage für Hochrhein-Klinikum und Ärzteschaft verschärft. Die Schließung der Notfallpraxis in Bad Säckingen und die Vergrößerung der Notarztfahrbereiche durch die KV seien verantwortungslos.

Einigkeit bestand darin, dass die von Schlaudt beschriebene zunehmende Überlastung der Notfallaufnahme am Klinikum die logische Folge des Wegbrechens anderer Notfallversorgungsangebote sei. Hierzu gehöre auch, dass Berufsunfälle sowie Unfälle im Schul- und Kindergartenbereich aus dem Ostkreis jetzt nahezu ungefiltert in der Notaufnahme im Krankenhaus landeten, da die allgemeinchirurgische Praxis in Lauchringen nicht mehr existiere. Bemühungen zu deren Erhalt seine u.a. auch an der starren Haltung der KV gescheitert.

Der SPD-Kreisvorsitzende Dr. Peter Schallmayer berichtete über sein neuerliches Schreiben an die Bezirksdirektion der KV, in dem er diese zu konstruktivem Handeln aufgefordert habe. Die Sorgen der Bürgerinnen und Bürger dürften nicht auf die leichte Schulter genommen werden; Gesundheitsversorgung müsse auch im ländlichen Raum und an der Schweizer Grenze gewährleistet sein. Dazu gehöre eine weitere Vernetzung der Bildungs-, Aus- und Weiterbildungsangebote im Kreis, flankiert von engagierten Werbemaßnahmen für den Gesundheitsbereich über alle Kanäle. Auch ein Blick auf die sogenannte Landarztquote in Baden-Württemberg lohne, um dringend benötigtes Personal in den Kreis zu bekommen.

Aus Sicht von SPD-Kreisrat Dr. Georg Kirschbaum fehle es an der Bereitschaft der KV, ihren Sicherstellungsauftrag tatsächlich wahrzunehmen, den sie in Internetauftritten immer wieder selbst hervorhebe. Auch Kistler zeigte sich enttäuscht, dass sich der Kreis seit vielen Jahren nur deshalb aktiv um die Gesundheitsversorgung kümmern müsse, weil die KV nicht handele, er aber die Bevölkerung seines Kreises nicht im Stich lassen wolle. Eine eigene Zuständigkeit habe der Kreis dabei überhaupt nicht. Dennoch sei der Kreis bereit, mehr Verantwortung zu übernehmen, wo dies sinnvoll möglich sei. Guhl schlug vor, das medizinische Versorgungszentrum der Kreiskliniken Reutlingen als ein Vorbildvorhaben näher zu betrachten, um mehr Ärztinnen und Ärzte für eine Tätigkeit auf dem Land zu motivieren.

SPD-Vorstandsmitglied Klaus Battefeld brachte abschließend nochmals die Möglichkeit eines Kreisstipendiums für Medizinstudierende aus dem Kreis ins Gespräch. Bundesweit gebe es derartige Heimatstipendien und triftige Gründe. Hierauf im Kreis Waldshut zu verzichten, sehe er nicht. Im Gegenteil nutzen andere Landkreise derartige Stipendien auch für ein Medizinstudium im EU-Ausland, um hochmotivierten Studierenden aus dem Kreis ein Studium zu ermöglichen, die bislang am Numerus Clausus in Deutschland gescheitert seien.

Kistler will die Möglichkeit eines Kreisstipendiums nochmals in den Lenkungskreis der kommunalen Gesundheitskonferenz mitnehmen. Hierbei sollten nach Ansicht der SPD auch Stiftungsmöglichkeiten der Wirtschaft miteinbezogen werden. Diese habe ein großes Interesse an der Gesundheitsversorgung ihrer Belegschaft. So sei Eigentümer und Bauherr zum Beispiel des Gesundheitszentrums in Hohenstein die Hans-Schwörer-Stiftung eines örtlichen Bauunternehmers.

Ein wichtiger Gamechanger könne nach Ansicht der SPD grundsätzlich ein besseres Kinderbetreuungsangebot für Angehörige von Heilberufen sein. Diese schieden häufig bereits kurz nach Abschluss der Lehre oder ärztlichen Zulassung nach Geburt des ersten Kindes wieder aus dem Beruf aus, weil es keine bezahlbare Kinderbetreuung im Umfeld gebe. Angesichts des bei der Kinderbetreuung bestehenden Personalmangels müssten auch neue Wege durch betriebliche Spielgruppen oder Tagesmütter geprüft werden. Kreisspitze und SPD wollen künftig gemeinsam weitere Wege zur Verbesserung der Versorgungslage suchen.

 

Foto: Im Gespräch über die Gesundheitsversorgung im Landkreis: Heidi Saddedine (SPD-Kreisrätin), Alexander Guhl (Bürgermeister), Tilman Frank (SPD-Kreisrat), Dr. Martin Kistler (Landrat), Dr. Corinna Schweizer (Gesundheitsdezernentin), Dr. Georg Kirschbaum (SPD-Kreisrat), Dr. Peter Schallmayer (SPD-Kreisvorsitzender) und Klaus Battefeld (SPD-Kreisvorstandsmitglied). Nicht im Bild: Nils Erley (Gesundheitskonferenz)